Rückenschmerzen können vielfältige Ursachen haben. In unserer Praxis erfolgt die Diagnostik und Therapie im Rahmen eines Stufenplans. Hierzu gehören die Erhebung der Vorgeschichte, die Beschwerdeschilderung, die körperliche Untersuchung und die Durchführung technischer Untersuchungen in der Praxis (konventionelles Röntgen), beim Radiologen (CT, MRT) oder beim Nuklearmediziner (Skelettszintigraphie). Manchmal müssen auch noch andere Fachdisziplinen (u. a. Gynäkologen, Rheumatologen) ergänzend zu Rate gezogen werden. Hat ein Patient schon Behandlungen bei anderen Ärzten durchlaufen, sind entsprechende Untersuchungsbefunde mitzubringen. Hiermit können unnötige Doppeluntersuchungen vermieden werden.

Sehr häufig stellen wir fest, dass Rückenschmerzen auf eine Bandscheibenproblematik von Patienten und Ärzten anderer Fachgruppen reduziert werden. Dies ist jedoch in den überwiegenden Fällen nicht richtig.

Unsere Wirbelsäule ist ein Zusammenspiel aus
- den Wirbelkörpern mit ihren Muskelfortsätzen, die das Rückenmark schützend umgeben,
- den Bandscheiben, die die Wirbelkörper verbinden, eine relative Beweglichkeit bei Gefügestabilität gewährleisten, der Wirbelsäule die typische Doppel-S-Form geben und wie eine Feder Stöße aufnehmen,
- den Längsbänder, welche ebenfalls stabilisierend wirken,
- den kleinen Wirbelgelenken nebst Gelenkkapseln und Bändern (Facettengelenken), die ebenfalls für Beweglichkeit und Stabilität sorgen,
- sowie den tiefen, autochthonen Rückenmuskeln, die nicht unserer Willkür unterliegen und
- den oberflächlichen Rückenmuskeln, die willkürlich bewegt werden und damit auch in der Physiotherapie angesprochen und trainiert werden können.

Allein aus der Aufzählung der vielen Strukturen ergibt sich, dass Rückenschmerzen häufig multifaktoriell bedingt sind. Daher ist die Behandlung ist auch nicht in allen Fällen operativ oder konservativ, sondern das Behandlungsregime muss entsprechend abgestimmt werden. Keine der Methoden darf "überstrapaziert" werden. Manchmal genügt es schon, die überwiegende Schmerzursache auszuschalten, um eine bessere Beweglichkeit und damit auch mehr Lebensqualität zu generieren.

Ursachen für Rückenschmerzen können sein:

Unfälle: Klassischerweise fallen uns dazu sofort Auffahrunfälle im Straßenverkehr mit dem so genannten Schleudertrauma ein. Diesen Schleudermechanismus oder auch Peitschenhiebverletzung genannt gibt es aufgrund der modernen Rückhaltesystem in Verbindung mit Airbags und Kopfstützen gar nicht mehr. Solche Unfälle führen an der WS zu Dehnungen der Muskeln, der Kapselbänder, zu Stauchungen an den Knochen, den Bandscheiben und den Wirbelgelenken. Die Behandlung umfasst Schonung, Schmerzmittel und je nach Befund kühlende oder wärmende (entspannend auf Muskulatur wirkende) Maßnahmen. Ruhigstellende Verbände, Halskrausen oder Mieder sind hier nicht angezeigt. Die Schmerzen werden als ziehend/stechend empfunden. 

Muskelschmerzen und Muskelverspannungen: Sie können manchmal bei starker mechanischer Belastung auftreten. Dies ist auch bei körperlich gut trainierten Menschen bei unzureichender Ergonomie am Arbeitsplatz, einer ungewohnt hohen Last, oder einer ständigen Überlastung möglich. Muskelsysteme passen sich zwar im Rahmen eines Trainingseffektes an Belastungen an, benötigen aber bei einseitiger Beanspruchung ausreichende Ruhephasen. Diese ist aber in der Arbeitswoche selten gewährleistet. Außerdem nimmt mit zunehmendem Lebensalter die allgemeine körperliche Belastbarkeit (Alterung) ab. Diese Beschwerden haben aber in den letzten Jahren durch die Umformung der Arbeitswelt mit langem Sitzen und Stehen stark zugenommen. Hierdurch werden die Muskelsysteme einseitig belastet und wenig trainiert. Solche Beschwerden sind zwar harmlos aber hartnäckig und bedürfen eines Rückentrainings. Schon wenige Übungen pro Tag, konsequent durchgeführt haben gute Effekte. Neben dem Besuch eines Sportstudios empfiehlt sich Rehabilitationssport. Krankengymnasten können anfangs unterstützend und beratend wirken, werden langfristig aber nicht gebraucht. Zu Lasten der Krankenkassen verordnungsfähige Krankengymnastik zweimal in der Woche für etwa 20 Minuten hat nämlich keinen muskelaufbauenden Effekt. Massagen können zwar Verspannungen lösen, haben jedoch keine nachhaltigen Wirkungen und damit auch keinen therapeutischen Nutzen. Hingegen trainiert Nordic-Walking (mit richtigem Stockeinsatz) und Schwimmen nachhaltig das Herz/Kreislauf- und das Rückenmuskelsystem. Ergänzend werden klassische Schmerzmittel, Warmpackungen, Elektrotherapie, muskelentspannende Medikamente, autogenes Training und Akupunktur (nicht bei uns) eingesetzt. Die Schmerzen werden als ziehend/dumpf bis bohrend empfunden.

Bandscheibenschäden: Wir Mediziner unterscheiden Vorwölbungen (Protrusion) von Vorfällen (Prolaps). Protrusionen sind harmlos und haben alleine keinen Krankheitswert, da sie keine Reizung auf die Rückenmarksnerven ausüben. Allerdings sind sie Zeichen eines Elastizitätsverlustes der Bandscheiben, den man auch im MRT erkennen kann und der auch regelhaft bei Menschen ohne Rückenschmerzen vorkommt. Vorfälle entstehen durch Verschleißmechanismen und führen zu einem Austritt von gallertigem Bandscheibenmaterial, welches chemisch und mechanisch durch Druck auf das Rückenmark (selten) oder den Rückenmarksnerven Schmerzen auslöst. Diese Beschwerden pflanzen sich typischerweise im Verlauf der Nervenbahnen als stechende und/oder brennende Schmerzen fort. Da die Schmerzwirkung auch von der Größe und der Lokalisation stark abhängig ist, können Vorfälle auch asymptomatisch sein und stellen dann in der Diagnostik lediglich einen Nebenbefund dar. Neben Schmerzen und Gefühlsstörungen sind auch Lähmungen möglich. Bei Letzterem ist eine umgehende operative Therapie notwendig, um dauerhafte Schäden zu vermeiden. Bei Schmerzen und Gefühlsstörungen ist je nach Schmerzgrad und Dauer der Beschwerden ebenfalls eine operative oder häufiger eine konservative Therapie möglich, da der Körper selbst auch in der Lage ist ausgetretenes Bandscheibengewebe abzubauen (Selbstheilung). Sind wir der Ansicht, die Beschwerden sind operationsbedürftig, überweisen wir zu wirbelsäulenchirurgisch tätigen Orthopäden oder Neurochirurgen. Konservativ kommen Schmerzmittel, Kortison zur Entzündungshemmung, Elektrotherapien, Krankengymnastik zum Erlernen stabilisierender Übungen und Injektionen unter DL- oder CT-Kontrolle (PRT) zum Einsatz. Unfälle sind nicht in der Lage Bandscheibenvorfälle ohne verschleißbedingte Vorschädigungen auszulösen. Zerreißungen der Bandscheiben sehen wir in der Unfallchirurgie nur bei Hochrasanztraumen (Sturz aus großer Höhe, Verkehrsunfälle mit hoher Geschwindigkeit) und sind fast immer von Verletzungen der Körperhöhlen, der Gelenke und der Knochen begleitet (Polytrauma).

Knochenbrüche: Brüche enstehen bei jüngeren Menschen durch große Gewalt bei Unfällen. Meistens liegen weitere schwere Verletzungen vor, sodass diese Patienten fast ausnahmslos mit den Rettungsdiensten primär in Krankenhäusern vorgestellt werden. Bei älteren Patienten mit altersbedingter Knochenerweichung (senile Osteoporose) oder auch bei jüngeren Menschen mit krankhafter Abnahme der Knochenfestigkeit (Tumore, postmenopausale Osteoporose, Erkrankungen der Nieren oder Drüsen) können auch leichtere Unfälle zu Wirbelkörperbrüchen führen. Diese Patienten werden nicht selten erst nach Tagen oder Wochen vorstellig. Über Stauchungsmechanismen kommt es zur trapez-, dreieck- oder plattförmigen Wirbelkörperverformung der Wirbelköper. Wir sprechen dann von Sinterung. Durchtrennungen der Kontinuität, wie bei langen Röhrenknochen sind selten. Die Behandlung kann je nach Bruchform konservativ mit stabilisierenden Miedern und Krankengymnastik oder auch operativ mit Stabilisierung der gebrochenen Wirbelkörper mittels Platten, Schrauben, Stabsystemen oder der Kypho- bzw. Vertebroplastie erfolgen. Diese operativen Maßnahmen werden in Wirbelsäulenchirurgien unter stationären Bedingungen durchgeführt. Bei der Osteoporose zählt zur Behandlung auch die Knochendichtemessung bei einem Osteologen mit Einschätzung des Frakturrisikos und dementsprechend angepasster (medikamentöser) Behandlung.

Verschleißerkrankungen, wie Spondylosen und Osteochondrosen: Unsere Wirbelkörper sind nicht nur durch die Bandscheiben, Muskeln und Sehnen verbunden, sondern auch durch die so genannten Facettengelenke der Wirbelfortsätze. Die Wirbelfortsätze dienen als Ankerpunkte für Bänder und Muskeln. Bei Verschleißprozessen kommt es zur Abnahme der Bandscheibenhöhe, zur Verdickung und Verformung der Wirbelkörperabschlussplatten (Chondrose) zum Teil mit Entwicklung von knöchernen Anbauten (Spondylophyten), die die Beweglichkeit der Wirbelsäule einschränken. Dies führt zu schmerzhaften Fehlhaltungen und manchmal durch mechanischen  Druck auf die austretenen Nerven und das Rückenmark zu Schmerzen, Gefühlsstörungen und Schwächegefühl bis hin zu Lähmungen. Lindernd wirken lokal Wärme, Schmerzmittel, dosiertes Rückentraining und die Anpassung stabilisierender Mieder. Bei Druck auf die Nerven (Neuroforamenstenose) oder das Rückenmark (Spinalkanalstenose) sind operative Maßnahmen zu erwägen. Überwiegend sind sehr alte Menschen von diesen Problemem betroffen, sodass aufgrund des Allgemeinzustandes operative Maßnahmen zwar erfolgreich aber wohl überlegt sein müssen.

Facettengelenkarthrose: Hierbei handelt es ich um einen verschleißbedingten Prozess der Zwischenwirbelgelenke, der ab dem 40. LJ einsetzt. Die Patienten beklagen dumpfe bis stechende Schmerzen bei Lagerungswechsel und ein "Durchbrechgefühl". Bei Bewegung sind die Beschwerden geringer als in Ruhe. Manchmal strahlen die Schmerzen auch in das Bein aus, weil die schmerzleitenden Fasern an diesen Gelenken mit Teilen des Ischiasnerven verbunden sind. Häufig liegt eine Kombination verschiedener verschleißbedingter Schädigungen vor. Bei hartnäckigen oder sehr starken Beschwerden wenden wir in unserer Praxis die Facetteninfiltration an. Dabei werden in einer Sitzung mehrere Spritzen mit einem Gemisch aus Lokalanästhetikum und Kortison an diese Gelenke gespritzt. Die Gelenke sind einfach und risikolos zu erreichen. Nach einer kurzen Beobachtungszeit verlassen die Patienten unsere Praxis wieder und sind im Idealfall für Wochen und Monate schmerzärmer. Flankiert werden diese Maßnahmen durch die oben angeführten, weiteren konservativen Maßnahmen. Kommen die Beschwerden wieder ist eine Wiederholung dieser Maßnahme problemlos möglich. Alternativ kann aber auch die chirurgische Verödung (Thermodenervation) der schmerzübertragenden Nerven an diesen Gelenken im Krankenhaus durchgeführt werden. Dies führt zu noch längerer Beschwerdearmut.

Sie sehen, Rückenschmerzen können vielfältig verursacht und behandelt werden. Sprechen Sie uns an, wir beraten Sie gerne und umfassend.